ab 11 Uhr geöffnetSchlossplatz 102977 HoyerswerdaTel.: +(0) 3571 209 37 500
Ankündigung der Lesung zum Buch "Die Geschwister" von Brigitte Reimann
  • Veranstaltung
  • Schloss & Stadtmuseum Hoyerswerda

Originalfassung „Die Geschwister“ Ein Roman von Brigitte Reimann – Gelesen von Elisa Überschär

Cover des Aufbau-Verlags der Neuveröffentlichung des Romans "Die Geschwister" von Brigitte Reimann in rosa/hellblau mit zwei abgebildeten Personen mittig, Mann und Frau
Cover des Aufbau-Verlags der Neuveröffentlichung des Romans „Die Geschwister“ von Brigitte Reimann

Am 14. Februar 2023 erschien  der Roman „Die Geschwister“ von Brigitte Reimann erstmals in der Originalfassung. Sie wurde möglich, da bei der Sanierung des Hauses, in dem die Schriftstellerin damals in Hoyerswerda wohnte, die Urfassung des wichtigsten ihrer zu Lebzeiten veröffentlichten Bücher gefunden wurde: eine echte Sensation, ein absoluter Glücksfall.

Als „Die Geschwister“ Mitte April 1963 erschien, löste es heftige Diskussionen in Ost wie West aus. Mit ihrer autofiktionalen Geschichte der jungen Malerin Elisabeth, die 1961 erfährt, dass ihr geliebter Bruder in den Westen gehen will, weil er in der DDR keine Zukunft sieht, machte Brigitte Reimann die Tragödie der gerade vollzogenen deutschen Teilung aufs Schmerzlichste erfahrbar. Dass diese Geschichte in der DDR trotz Zensurverfahren erscheinen durfte, muss heute angesichts der darin enthaltenen kritischen Töne überraschen. In welcher Form aber sich die Druckfassung von der Urfassung der Autorin unterschied, darüber ließ sich bisher keine verlässliche Aussage treffen, da weder Urfassung noch bearbeitetes Verlagstyposkript erhalten waren.

Der durch den Glücksfund nun mögliche Abgleich der handschriftlichen Originalniederschrift mit der ersten Druckfassung gibt dazu endlich Auskunft – und kann die Vermutung, dass damals politisch Missliebiges geglättet wurde, anhand konkreter Beispiele veranschaulichen, wie im Nachwort der ungekürzten Neuausgabe dargelegt wird. Der Text wirkt insgesamt entschiedener, zupackender und ist noch authentischer in seiner Zeit verankert.

Der „Guardian“ nannte Brigitte Reimann anlässlich der ersten englischen Übersetzung der „Geschwister“, die zeitgleich mit der neuen deutschen Ausgabe bei Penguin erscheinen wird, gerade „modern und mutig“ – „eine aufregende, aber seltsamerweise übersehene Autorin, die in Deutschland nie vergriffen war und die es dennoch neu zu entdecken gilt“

Auch wenn Brigitte Reimann in Deutschland nie zu übersehen war: In der Tat ist es an der Zeit, sie hierzulande gleichfalls neu zu lesen als starke, weibliche Stimme, die uns in vielem weit voraus war. Mit dem endlich in ihrer eigenen Fassung vorliegenden Roman hat sie eine allgemeingültige Geschichte geschrieben über Zugehörigkeit und Individualität, über Loyalität und den Mut, für die eigene Vorstellung von Freiheit und Glück einzustehen.

Abbildung einer jungen Frau mit kurzen Haaren, die Schauspielerin Elis überschär. Das Fot hat Joachim Gern gemacht.
Schauspielerin Elisa Überschär, Foto: Joachim Gern

Schauspielerin Elisa Überschär liest „Die Geschwister“ am 90. Geburstag der Schriftstellerin Brigitte Reimann im Schloss & Stadtmuseum Hoyerswerda. Gleichzeitig hat man die Möglichkeit, den Fund aus dem Jahr 2022 mit der Urfassung in der zeitgleich stattfindenen Ausstellung zu sehen.

Elisa Ueberschär wurde 1989 in Gera geboren. 2013 führte es Elisa Ueberschär als festes Ensemblemitglied an das Theater Plauen/Zwickau. Seit 2015 ist sie freischaffende Schauspielerin und lebt in Leipzig. Neben Engagements in Ludwigsburg, den Nibelungen Festspielen in Worms, München und Jena, begann sie freie Projekte zu entwickeln.
In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich rückblickend mit der DDR Geschichte und entwickelt Formate, die zwischen Historienarbeit und Zukunftsforschung liegen. Wichtig für sie ist dabei, Fragen aus Sicht der Wendegeneration – die die DDR nicht erlebt haben, aber von ihr sozialisiert sind – zu stellen. In den künstlerischen Arbeiten und Formaten, die Elisa Ueberschär entwickelt, steht immer der Raum als gesellschaftliche Diskussionsplattform im Mittelpunkt.
Ihr erstes eigenes Projekt von verlorenen Illusionen ist eine diskursive Lesung in Gedenken an die DDR-Schriftstellerin Brigitte Reimann. Dem gekürzten Roman Franziska Linkerhand von Reimann stehen autobiografischen Texten von Elisa Ueberschär gegenüber. Seit 2018 veranstaltete Elisa Ueberschär 18 Lesungen in allen neuen Bundesländern.
2020 begann sie sich mit der Frauenbewegung 89/90 zu beschäftigen. Daraus entstand das Happening 30 Stunden Runder Tisch, dass im Juni 2021 auf dem Marktplatz in Leipzig veranstaltet wurde. Im selben Jahr entwickelte sie das  Audiofeature UmbruchFrauen.
Neben ihrer freischaffenden Tätigkeit ist sie Mitglied Der Ost West AG und arbeitet Elisa Ueberschär für Film- und Fernseh- sowie Radioproduktionen. Sie ist aus der Kinderfernsehserie Schloss Einstein als Wiebke Schiller bekannt.