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Historiker Marcel Steller ist im Schloss & Stadtmuseum der Weihnachtsküche auf der Spur

Pünktlich zum 1. Dezember wurde unsere kleine Weihnachtsausstellung „WEIHNACHTSESSEN anders sehen“ im Schloss & Stadtmuseum Hoyerswerda eröffnet, ein historischer Streifzug durch die Geschichte des Essens, in welchem alle Sinne angesprochen werden. Dank an alle Beteiligten, die uns dabei so tatkräftig unterstützt haben und Dank an unseren museumswissenschaftlichen Volontär Marcel Steller für sein gelungenes Ausstellungsprojekt, welches er eigenständig vorbereitet und umgesetzt hat.

Was wäre Weihnachten ohne Stollen und Gänsebraten, ohne Kartoffelsalat mit Würstchen und ohne Lebkuchen und Vanillekipferl? Weihnachten geht nicht nur durch die Herzen, sondern auch durch den Magen. Die besondere Esskultur zum Fest der Feste hat eine besondere Geschichte. Historiker Marcel Steller vom Schloss & Stadtmuseum Hoyerswerda ist ihr auf die Spur gegangen und hat dabei auch einige regionale Schmankerl herausgefunden.

Weihnachten riecht nach Zimt und Cardamom, nach Nelken und Anis.

Denn mit diesen und anderen Gewürzen backen wir zur Adventszeit ganz besonders gern – und das schon seit vielen Generationen. „Besonders auffällig für unsere Region ist die große Vielfalt an Gebäcken zur Weihnachtszeit. Da gibt es den Christstollen und die Pflastersteine, die Pulsnitzer Spitzen und Liegnitzer Bomben oder die sorbischen Neujährchen. Und jedes hat seine eigene Geschichte“, erklärt Marcel Steller. Der Christstollen, den wir heute als mächtig üppiges Butter-Zucker-Backwerk kennen, sei ursprünglich ein Fastengebäck aus Mehl, Wasser und Öl gewesen. „Erst mit dem Butterbrief des Papstes durften die Mönche auch Butter statt Öl verwenden. Das hatte natürlich auch Einfluss auf die Rezepte“, sagt der Historiker. Die Geschichte des Riesenstollens, der beim Dresdner Striezelmarkt und auf dem Bautzener Wenzelsmarkt angeschnitten wird, reicht übrigens bis zu August dem Starken zurück. „Er ließ anlässlich einer pompösen Truppenschau mit 20.000 Gästen einen Riesenstollen backen. Für das 1,8 Tonnen schwere Gebäcke musste extra ein 1,60 Meter langes Messer geschmiedet werden“, erzählt der wissenschaftliche Volontär.

Auf der Suche nach Anekdoten rund um die Weihnachtsküche ist er nicht nur auf diese, sondern auch andere kleine Zuckerstücke der Vergangenheit gestoßen. Erfahren können Besucher diese ab dem 1. Dezember bei der Sonderausstellung „Weihnachtsküche anders sehen“ im Schloss & Stadtmuseum Hoyerswerda. Für Marcel Steller ist es die erste Ausstellung in diesem Umfang, die er unter der Regie von Schlossleiterin Kerstin Noack und der museumswissenschaftlichen Leiterin Boglárka Szücs realisieren konnte. Über Wochen recherchierte er in Büchern und in digitalen Quellen und hat sich sogar in einem Hamburger Museum für Lebensmittelzusatzstoffe schlau gemacht.

Neben der Ausstellung ist so auch ein umfangreiches Begleitheft mit Wissenswertem und Überraschendem rund um die Geschichte unserer Esskultur entstanden. Bei seinen Recherchen ist Marcel Steller auch der Frage nachgegangen, wie es kommt, dass unser Tisch zu Weihnachten besonders reich gedeckt ist, obwohl aufgrund der kalten Jahreszeit kaum noch etwas auf den Feldern wächst. Was dahintersteckt und mit welchen Tricks die Lebensmittelindustrie heute traditionelle Weihnachtsleckereien produziert, können Besucher beim Besuch im Schloss & Stadtmuseum erfahren.